3. Anspruchsvolle Vorgaben

Iwata:

Mr. Ito, wie sind Sie zu dem Projekt gekommen?

Ito:

Sie haben mir die aktuelle Entwicklungsversion des Spiels gezeigt und mir gesagt, dass sie es in drei Monaten fertig machen müssten.

Alle:

(lachen)

Ito:

"Nintendo präsentiert: Style Boutique" verfügt ja über 'Nintendo Wi-Fi'-Funktionen. Es ging dabei um etwas Spezielles, was noch nie vorher gemacht worden ist, deshalb musste das Gesamtformat deutlich verändert werden. Ich glaube, dafür wurde ich als Hilfe hinzugezogen.

Yamagami:

Wir haben Mr. Ito aus gutem Grund angefordert. Mrs. Hattori ist quasi als Vertretung für Mrs. Tajima hinzugekommen, aber sie sagte, sie sei sich etwas unsicher in Bezug auf das Kleidungsthema. Ich dachte: "Hmm, ich muss jemanden finden, der in Bezug auf Mode selbstsicher wirkt..." und als ich mich umgesehen habe, fiel mir Mr. Ito ins Auge. Er war in einer anderen Gruppe, aber ich habe seinen Manager gebeten, ihn uns auszuleihen.

Hattori:

Er kennt sich gut mit der technischen Seite der Nintendo Wi-Fi Connection aus und ist modebewusst, so konnten wir also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen! (lacht)

Iwata:

Er ist vielleicht modebewusst, aber Männer- und Frauen-Mode unterscheiden sich sehr stark.

Ito:

Nur damit es keine Missverständnisse gibt, ich glaube, sie alle haben mich überschätzt. Ich weiß nicht viel über Männer-Mode, von Frauen-Mode ganz zu schweigen! Als ich zum Projekt gekommen bin, lief ich also in einen Zeitschriftenhandel in der Nähe und kaufte eine große Ladung von Frauen-Modemagazinen. Um meinen Horizont zu erweitern.

Iwata:

Da haben Sie wahrscheinlich einen schrägen Eindruck gemacht!

Alle:

(lachen)

Ito:

Es war mir auch etwas unangenehm. (lacht) Aber ich dachte mir, dass ich wahrscheinlich eine einseitige Vorstellung von Mode hatte, deshalb habe ich eine große Auswahl von Modemagazinen verglichen, meine Kolleginnen nach ihren Meinungen gefragt und versucht, eine ausgeglichene Einsicht zu gewinnen.

Iwata Asks
Iwata:

Was dachten Sie, als Sie erfuhren, dass die Software in drei Monaten fertiggestellt werden sollte?

Ito:

Mein erster Gedanke war, dass alle Elemente schon vorhanden waren. Aber es war noch wie ein Kartenspiel ohne Regeln.

Iwata:

Mit 10.000 verschiedenen Karten. (lacht)

Ito:

Ich dachte, das würde die Spieler verwirren. Im Spiel ging es um das Zusammenstellen von Outfits, aber die möglichen Kombinationen waren überfordernd.

Hattori:

syn Sophia haben die Anzahl möglicher Kombinationen berechnet. Das waren über eine Quadrillionen.

Iwata:

Quadrillionen? Das kommt noch nach Billionen, Billiarden, Trillionen und Trilliarden, nicht wahr?

Hattori:

Das sind 24 Nullen. Eine unvorstellbare Zahl. (lacht)

Ito:

Mrs. Hattori hatte eine perfekte Idee für das Tutorial, nämlich die Anzahl der verfügbaren Objekte am Anfang einzuschränken.

Yamagami:

Mrs. Hattori mir die Idee erzählt hatte, dachte ich, dass dann sogar ich das Spiel spielen könnte!

Iwata:

Was genau macht man in dem Tutorial?

Hattori:

Die Spieler fangen als Verkaufsassistenten in einem Shop namens Lumina an. Dort gibt es nur eine überschaubare Anzahl von Stücken und man kann mit Aufgaben anfangen, die auch unerfahrene Leute bewältigen können. So lässt sich das Modeverständnis der Spieler unterscheiden. Erfahrene Spieler werden gelobt und können schnell zu neuen Elementen übergehen, und die Spieler, die nicht so viel über Mode wissen, erhalten hilfreiche Hinweise, wenn Sie einen Fehler machen.

Yamagami:

Wir waren damit bei syn Sophia und Mrs. Hattori hat ein Schaubild auf eine Tafel gemalt, um es zu erklären.

Iwata Asks
Hattori:

Das hat ihnen gefallen, und sie haben eine Vorabversion entwickelt.

Yamagami:

Als ich die gespielt habe, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich mir dieses Spiel vielleicht auch gekauft hätte. Endlich habe ich verstanden, was Mrs. Tajima schon die ganze Zeit so unterhaltsam fand!

Iwata:

Es hat anderthalb Jahre gedauert, bis Sie das nachvollziehen konnten! (lacht)

Yamagami:

Wenn jemand wie ich Spaß daran hatte, war ich mir sicher, dass es allen Mädchen Spaß machen würde, die sich für Mode interessieren. Bei Leuten wie mir dauert die Lumina-Phase im Spiel relative lange, aber wenn man sie bewältigt hat, kennt man die Mode-Grundregeln, z.B. wie man Farben kombiniert und welche Muster zusammenpassen. Nachdem ich die absoluten Grundlagen verstanden hatte, konnte sogar ich die richtigen Stücke auswählen.

Tajima:

Dann erfährt man, dass man einen eigenen Shop aufmachen kann und wird stolzer Inhaber.

Yamagami:

Aber damit waren wir noch nicht fertig. Wenn es nur darum ginge, dass man Kleidung verkauft und damit Profit macht, hätten manche Leute bald genug davon.

Iwata:

Damit die Spieler immer wiederkommen würden, brauchten wir noch ein weiteres Element.

Yamagami:

Deshalb haben wir verschiedene Ereignisse integriert.

Tajima:

Ich dachte, wenn ich wirklich in einer Boutique arbeiten würde und die Kunden dankbar und zufrieden wären, würde mich das sehr freuen. Es wäre zum Beispiel toll, wenn jemand sagen würde: "Ich habe das Outfit, das ich hier letzte Woche gekauft habe, zu einem Date angezogen und mein Freund hat mir ein Kompliment dazu gemacht. Danke dafür!"

Yamagami:

Also haben wir so ähnliche Ereignisse im Spiel umgesetzt. Manchmal lädt eine Kundin einen vielleicht irgendwohin ein und man kann sie dann begleiten. In diesen Situationen kann man sich dann selbst einkleiden.

Iwata Asks
Hattori:

Und man kann Fotos schießen und abspeichern. Wenn man z.B. zu einem Konzert geht, kann man sich für den Punk-Style entscheiden. Man zieht sich passend zum Ereignis an und hat dann Spaß beim Ausgehen! Außerdem kann man den eigenen Charakter gestalten. Man kann die Haarlänge und -Farbe auswählen - auch mit Strähnchen, wenn man möchte - und sogar verschiedene Frisuren. Und natürlich kann man auch das eigene Make-Up gestalten, die Augenbrauen verändern, usw. Es gibt viele detaillierte Optionen.

Yamagami:

Und dann gibt es noch die Fashion-Contests. Wenn man da gewinnt, hat man die Möglichkeit, noch weiter aufzusteigen. Ich glaube, es gibt vier Level bei der Fashion-Show...

Hattori:

Nein, das sind mehr! (lacht) Neben den Fashion-Shows kann man auch Interviews in Magazinen annehmen und die eigenen Trends verbreiten. Man kann auch Zusammenarbeiten eingehen und mit Markeneinkäufern eigene Stücke gestalten, indem man Farben kombiniert. Es gibt viele besondere Ereignisse.

Iwata:

Mr. Ito, Ihre Spezialität ist ja Netzwerk-Technologie. Konnten Sie damit etwas Neues machen?

Ito:

Man kann über die Nintendo Wi-Fi Connection einen eigenen Shop aufmachen. Dann können andere Spieler, die auch verbunden sind, den Shop besuchen und dort Stücke kaufen, selbst wenn Sie selber in dem Moment gar nicht verbunden sind.

Hattori:

Man kann Schaufensterpuppen zum Ausstellen einkleiden. Wenn die Kunden die sehen, kommen Sie in den Laden.

Iwata Asks
Iwata:

Mit anderen Worten, es gibt ein virtuelles Einkaufszentrum, in dem sich alle Shops befinden. Aber nehmen wir an - und ich schätze lieber mal hoch (lacht) - dass wir eine Millionen Exemplare des Spiels verkaufen und 400.000 Shops eröffnet werden. Es wäre unmöglich, die alle zu besuchen!

Ito:

Bei dieser Software sind die Shops nicht einfach alle in einer Reihe, sondern werden in einzelne Innenstädte zusammengefasst, in denen es Gebäude gibt. Und in den Gebäuden gibt es dann mehrere Stockwerke. Man kann also ganz normal einkaufen gehen, wie in einem richtigen Einkaufszentrum.

Iwata:

Ist es nur Zufall, wo der eigene Shop auftaucht?

Yamagami:

Ja. Aber dafür muss man keine Freundescodes2 austauschen. Wenn man die Innenstadt, das Gebäude und das Stockwerk kennt, kann man jeden beliebigen Shop besuchen. So kann man seinen Freunden über Email oder eine Notiz mitteilen, wo der eigene Shop ist, und die können dann einfach auftauchen, wenn sie shoppen gehen wollen!

2 Freundescodes: Diese Codes werden automatisch erstellt, wenn man bestimmte Spiele über Nintendo Wi-Fi Connection benutzt. Wenn man diesen Code an Freunde weitergibt, kann man sich miteinander verbinden und dann zusammen spielen.

Hattori:

Außerdem verbreiten sich die Informationen auch durch Empfehlungen - wie z.B.: "In dem Laden gibt es echt süße Outfits." Und so kommen vielleicht bald Kunden, die man gar nicht kennt!

Ito:

Man kann im Promo-Modus3 auch Flyer verteilen und so Kunden gewinnen, die man nicht kennt. Außerdem findet man immer bestimmte Stücke im Sonderangebot, man sollte sich also umsehen und viele verschiedene Läden besuchen. Es macht schon viel Spaß zu sehen, wie sich die Leute im ganzen Land anziehen.

3 Promo-Modus: Ein Kommunikationssystem, über das Sie Daten mit anderen "Style Boutique"-Spielern in der Nähe austauschen können, solange Ihr Nintendo DS eingeschaltet ist.

Hattori:

Je nachdem, wie man im Spiel vorgeht, verändern sich auch die Stücke, die man im Laden ausstellen kann. Man könnte z.B. in den Shop einer völlig fremden Person kommen und denken: "Wow! Die hat aber eine große Auswahl von meiner Lieblingsmarke!”

Yamagami:

Außerdem bezieht das Spiel den tatsächlichen Verlauf des Jahres mit ein, so dass sich die Stücke, die man auf Lager haben kann, auch je nach Saison verändern.

Iwata Asks
Hattori:

Vielleicht empfehlen Sie einer Kundin ein besonderes Stück, aber sie sagt dann etwas wie: "Es ist viel zu warm, um zu dieser Jahreszeit so eine Jacke zu tragen!”

Hattori:

Neben zufälligen Verbindungen und der Nintendo Wi-Fi Connection kann man sich auch drahtlos verbinden, damit man mit Freunden, die direkt neben einem sitzen, Wettbewerbe veranstalten oder "Kaufladen" spielen kann.

Iwata:

So spielt man "Kaufladen" auf ganz hohem Niveau! Haben Sie alles umgesetzt, was Ihnen eingefallen ist?

Yamagami:

Die Entwicklung hat länger gedauert, als ich erwartet hatte, deshalb wollte ich die Arbeit richtig machen. Bevor Sie in die USA ging, hat Mrs. Tajima noch mit mir gesprochen, um dafür zu sorgen, dass wir alles umsetzen, was sie sich vorgestellt hatte.

Iwata:

Um es mal so zu sagen, Sie hatten von Anfang an anspruchsvolle Vorgaben vor sich. (lacht) Jetzt weiß ich, warum die Entwicklung so lange gedauert hat!